Tierarztpraxis Wernberg-Köblitz

Dr. Med. Vet. Jürgen Schwarz

I. Ektoparasiten-----------Sarkoptesräude-----------Fuchsräude

In Anbetracht der zur Zeit immer häufiger auftretenden Räude bei unserern Haushunden (bzw.-tieren), möchte ich kurz auf diese parasitäre Erkrankung, ihre Ursachen, Erreger und den Krankkeitsverlauf eingehen.

Wie bereits erwähnt, ist ein Parasit die Ursache der Räude. Wir unterscheiden

a) Endoparasiten = Innenparasiten, die im Körperinneren vorkommen, zu denen z.B. die Würmer gezählt werden.

b) Ektoparasiten = Außenparasiten, die im Bereich der Körperoberflächen zu suchen sind und zu denen man die Milben zählt.

Es gibt eine Vielzahl an Milben, von welchen jedoch in erster Linie die Sarcoptes-Milbe für die Räude bei Hund, aber auch Fuchs, Marderartigen und Katzen verantwortlich ist. Bleibt vieleicht noch die Otodectes-Milbe zu erwähnen, welche als sog. Ohrmilbe ähnliche Symptome hervorrufen kann, wie die Sarkoptes-Milbe.

 

Als Hauptreservoir muß wohl zur Zeit die relativ große Fuchspopulation gesehen werden. Infektionen erfolgen über den Kontakt von Tier zu Tier, wobei die Milben nicht unbedingt nur in der gleichen Species infektiös sind, d.h. die Milben können auch von Fuchs auf Hund, Katze usw. übertragen werden.

Die Füchse leiden an Juckreiz und kratzen sich in Wald und Flur an Bäumen, Sträuchern und Büschen. Durch intensives Schnuppern unserer Hunde und aufgrund der Tatsache, daß die Milben auch einige Zeit auch außerhalb der Trägertiere überleben können, läßt sich die hohe Kontagiosität für unsere Hunde erkennen.

Die gegenseitige innerspezifische Infektionsgefahr auf Ausstellungen usw. versteht sich von selbst.

Die Milben graben sich in die Haut ein, die Entwicklung verläuft über 1 Larven- und 2 Nymphenstadien bis hin zur Adultmilbe, die Haut wird zerstört und es entstehen haarlose, borkige, schuppige Hautbezirke an den verschiedensten Körperregionen, insbes. im Kopf-, Nasenrücken-, Ohr - und Augenbereich und an anderen weichhäutigen Körperstellen wie Unterbauch und Innenschenkeln.

Bei Nichttherapie schreitet die Erkrankung rasch fort , man sieht z.B. oft räudige Füchse, die vom Kopf bis zur Lunte keine Haare mehr haben, die Haut ist borkig, entzündlich, blutig und die Tiere verenden jämmerlich.

Typisch für die Räudeinfektion ist der große Juckreiz, das Auftreten von Schuppen und Borken und ein unaufhörliches Fortschreiten der Symptome.

Es gibt mehrere Bade- und Einreibebehandlungen, was jedoch sehr langwierig und nicht immer zu 100% erfolgreich ist.

Mittlerweile können wir aber auch auf parenteral zu verabreichende Arzneimittel zurückgreifen, welche in Abhängigkeit von Rasse und Alter angewandt, hervorragende und schnelle Wirkung zeigen.

 

II. Nun noch kurz zu einer anderen Milbe, welche nicht zu den Grabmilben zählt, jedoch auch bei Hunden auftritt (ich habe in den letzten Jahren diese Erkrankung sehr häufig bei Schäferhunden diagnostiziert): Demodex-Milbe!

Hierbei handelt es sich um eine Milbe, die im Lymphgefäßsystem parasitiert und nach Literaturangabe ca. 70% der Hundepopulation mit dieser Milbe klinisch innapparent (nicht krank, keine klinische Symptome) befallen ist.

In den ersten Lebenstagen sollen die Welpen durch das Saugen bereits von ihrer milbentragenden Mutter infiziert werden und lebenslängliche Milbenträger bleiben.

 

Bei bestimmten Streßzuständen, Zwingerwechsel, hohe Belastungen, Austellunsstreß, schlechtes Futter usw. werden die Milben apparent, d.h. sie zerstören Haarbälge und es entstehen in erster Linie im Kopf aber manchmal auch an den Oberseiten der Füße kleine, rundliche, haarlose Stellen mit manchmal asbestartigen Belägen.

 

Typisch: in diesem Anfangstadium besteht kein Juckreiz!

 

Die Erkrankung kann relativ schnell generalisieren, d.h. die Milben verbreiten sich über die Lymphbahnen über den gesamten Körper ähnlich der Räude.

Im Folgenden beginnt sodann ebenfalls der Juckreiz aufgrund der großflächigen Hautschädigungen mit Blutungen und Hautinfektionen bis hin zu schweren Pyodermien.

Absolut kontraindiziert sind im Anfangsstadium, also bei beginnenden haarlosen Stellen, Cortisonbehandlungen, sowohl in Salben- als auch Tabletten- oder Injektionsform, da Cortison immundepressiv wirkt und die Vermehrung der Milben in den Lymphbahnen beschleunigt wird.

 

Die Demodicose kann mit Hilfe von Hautgeschabseln sehr leicht diagnostizieren werden und es kann ein geeigneten Therapieplan aufgestellt werden, wenngleich die Demodicose-Therapie sehr viel schwieriger ist als die Räudetherapie.

Es gibt in Deutschlund nur ein einziges zugelassenen Mittel zur wiederholten äußeren Anwendung. Ein , nach meinen persönlichen Erfahrungen ausgezeichnet wirkendes Medikament zur parenteralen Anwendung, ist in Deutschland offiziell nicht zugelassen!

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